TEAM FLUGVERTRAUEN - SEMINARE GEGEN FLUGANGST

WAS NEHME ICH BEIM FLIEGEN WAHR?

Vor allem unbekannte Geräusche sind eine häufige Ursache von Flugangst. Hier erklären wir Ihnen Sinnenseindrücke, die Sie während eines Fluges erleben können. Klicken Sie unten jeweils auf das Plus für die entsprechende Flugphase.

Hinweis: Nicht alle hier beschriebenen Geräusche, Empfindungen und Beobachtungen sind jederzeit bei jedem Flug zu erleben bzw. sie passieren oft so schnell, dass sie nicht wahrgenommen werden. Lassen Sie sich davon nicht irritieren.

AN BORD GEHEN

Oft gehen Sie direkt per Fluggastbrücke ins Flugzeug, bei einer Außenposition über die Treppe. Evtl. hören Sie dabei das laute, hohe Pfeifen des Hilfstriebwerks im Heck. Es versorgt das Flugzeug am Boden mit Strom und Druckluft für die Klimaanlage. Beim Betreten des Flugzeuges nehmen Sie wahr, dass der Flugzeugboden etwas federt und hohl klingt. Das muss so sein, denn Ihr Flugzeug ist stabil, aber dennoch leicht gebaut. Das trifft z.B. auch auf Ihre Sitze zu.

PLATZ EINNEHMEN

Sie hören das Rauschen der Klimaanlage und nehmen einen Luftstrom aus der Frischluftdüse wahr, den sie selbst regulieren können (in Großraumjets gibt es meist keine individuellen Düsen). Die Anschnallzeichen leuchten.

GERÄUSCHE AUF DER PARKPOSITION

Sie hören, dass evtl. noch Gepäck verladen wird. Die Frachttüren schließen mit einem surrenden Geräusch. Hin- und wieder ertönt ein Gong. Damit kommunizieren die Flugbegleiter untereinander, oder aber: Ein Gast hat bereits nach den Flugbegleitern geklingelt (oft passiert das aus Versehen, wenn das Leselicht angestellt werden soll). Hinweis: Sie können den Gong selbst auslösen, indem sie den Rufknopf zweimal hintereinander drücken (beim ersten Drücken leuchtet ein kleines Lämpchen über ihrem Sitz als Hinweis an die Flugbegleiter, beim zweiten Drücken wird es wieder gelöscht).

SICHERHEITSANWEISUNG

Nachdem die Flugbegleiter „Boarding completed“ durchgegeben haben („Alle Gäste an Bord“), werden die Türen geschlossen und die Notrutschen aktiviert („All Doors in 'Flight'“: Im Notfall werden die Rutschen beim Öffnen der Türen automatisch in Sekundenbruchteilen aufgeblasen). Es erfolgt die Bekanntgabe der Sicherheitshinweise. Dies ist weltweit vorgeschrieben. Nachlesen können Sie diese auf dem Faltblatt in Ihrer Sitztasche. Währenddessen setzt sich das Flugzeug evtl. schon in Bewegung. Da es keinen Rückwärtsgang hat, sorgt an einer Position am Terminal hierfür ein Schleppfahrzeug. Die Triebwerke laufen noch nicht.

TRIEBWERKSSTART

Sie nehmen wahr, dass das Geräusch der Klimaanlage verstummt. Gleichzeitig strömt nicht mehr viel Luft aus den Frischluftdüsen. Das ist völlig normal: Zum Starten der Triebwerke wird Druckluft aus dem Hilfstriebwerk benötigt, die nun kurzzeitig für die Klimaanlage nicht zur Verfügung steht. Sie hören das zunächst tiefe Brummen eines Triebwerks, meist erst des rechten, dann des linken.

UNMITTELBAR NACH TRIEBWERKSSTART

Sie nehmen ein Flackern des Lichts in der Kabine wahr. Jetzt wissen Sie: Die Stromversorgung wurde umgestellt. Nicht mehr das Hilfstriebwerk im Heck, sondern die großen Triebwerke produzieren über einen Generator genug Strom für alle Systeme an Bord. Aus den Frischluftdüsen strömt nun wieder Luft. Diese wird jetzt von den großen Triebwerken geliefert, das Hilfstriebwerk im Heck kann abgestellt werden. Manchmal ist für kurze Zeit ein Benzingeruch wahrnehmbar, wenn der Wind ungünstig steht.

VOR DEM LOSROLLEN

Je nach Sitzposition hören Sie in Airbus-Flugzeugen ein sonderbares, „bellendes“ Geräusch. Dies ist lediglich die Funktionsüberprüfung eines Hydrauliksystems. Sitzen Sie am Fenster und haben die Tragflächen im Blick, sehen Sie, wie die Piloten die Ruder bewegen und dadurch auf ihre Beweglichkeit prüfen. Das passiert recht schnell, so dass Sie diesen Vorgang evtl. verpassen. Je nach Fluggesellschaft wird der Test auch während des Rollens durchgeführt. Meist fahren die Piloten jetzt schon die Auftriebshilfen („Landeklappen“) an den Flügeln leicht aus. Wenn Sie entsprechend sitzen, hören Sie das Geräusch der Klappenmotoren.

ROLLEN RICHTUNG STARTBAHN

Das Flugzeug schaukelt etwas und Sie nehmen ein regelmäßig wiederkehrendes rumpelndes Geräusch wahr. Hier rollt Ihr Flugzeug über Fugen im Vorfeldbeton.

ROLLEN AUF DIE STARTBAHN

Fliegen Sie nachts, sehen Sie die nun eingeschalteten grellen Blitzlichter („Strobes“) an den Flügelspitzen sowie die Landelichter an der Flügelwurzel. Jetzt wissen Sie: Gleich wird gestartet. Meist geben die Piloten über die Bordlautsprecher durch: „Cabin Crew, prepare for Departure“, damit die Flugbegleiter ihre Plätze einnehmen. Wenn die Verkehrssituation dies erlaubt, wird in der Startposition nicht noch einmal angehalten, sondern gleich Startschub gegeben. Häufig stoppt das Flugzeug aber auf der Startbahn, bevor die Lotsen Startfreigabe erteilen.

START

Die Triebwerke heulen auf, oft in mehreren Intensitätsstufen. Ggf. wird die Bremse erst gelöst, wenn die Motoren schon eine gewisse Drehzahl erreicht haben - dann geht ein kleiner Ruck durch die Maschine. Sie werden in den Sitz gedrückt, positiver Ausdruck der enormen Leistung der Triebwerke, die es erlaubt, auch z.B. nur mit dem Schub eines Motors starten zu können. Das Flugzeug „rumpelt“ über die Startbahn. Denken Sie daran: Es ist nicht in erster Linie zum Rollen, sondern zum Fliegen gebaut. Wie ein Gaul, der aus dem Stall gelassen wird, ist der Moment des Abhebens der Übergang von einem „beschränkten“ Zustand in den Zustand, für den jedes Flugzeug bestens konstruiert ist. Es kann ab einer gewissen Geschwindigkeit gar nicht anders, als zu fliegen!

ABHEBEN

Sitzen Sie hinter den Flügeln, so haben sie vielleicht das Gefühl, es geht erstmal abwärts – das Heck senkt sich ja auch ein wenig! Der Druck in den Sitz nimmt zu, lässt dann aber nach. Wir Menschen nehmen Lageänderungen deutlich wahr, Lagezustände im Raum weniger gut. Vergleichen Sie das mit einer Fahrt im Fahrstuhl: Wenn wir oben ankommen und der Fahrstuhl abbremst, haben wir das Gefühl, wir fallen. Unsere Sinne lassen sich leicht täuschen, so ist es z.B. auch im Flugzeug, wenn wir die Reiseflughöhe erreichen. Piloten haben vor sich im Cockpit eine Vielzahl an Anzeigeinstrumenten, jeweils in zwei- oder dreifacher Ausführung. So sind sie nicht von ihren Sinneswahrnehmungen abhängig. Die Tragflächen biegen sich etwas durch oder wackeln an den Flügelspitzen erheblich auf und ab: Das muss so sein - Flugzeuge sind elastisch gebaut und federn turbulente Luft ab.

STEIGFLUG

Unmittelbar nach dem Start hören Sie, dass das Fahrwerk eingefahren wird. Dies reduziert den Luftwiderstand. Zunächst öffnen sich jedoch die Fahrwerksklappen, die natürlich entsprechende Geräusche verursachen. Bei Airbus-Flugzeugen ertönt nach Einfahren des Fahrwerks oft ein Gong und die „Exit“-Schilder erlöschen. Recht bald nach dem Start hören Sie, dass die Triebwerke leiser werden. Das ist völlig normal, denn die Startleistung wird nicht während des gesamten Fluges beibehalten. Das wäre unwirtschaftlich, laut und würde die Triebwerke nur unnötig belasten. Eventuell leiten die Piloten kurz nach dem Start eine Kurve ein. Auch das ist gewollt: Man vermeidet das Überfliegen stark besiedelter Gebiete aus Lärmschutzgründen und folgt streng festgelegten Abflugrouten. Sie sehen, wie sich die Querruder und ein Teil der Störklappen an den Tragflächen entsprechend der Kurve bewegen: Auf der Seite, in die das Flugzeug fliegen soll, schlagen sie nach oben aus. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit werden die Auftriebshilfen („Landeklappen“) an den Flügeln wieder eingefahren, das hören Sie an einem surrenden Geräusch, je nachdem wo Sie sitzen.

ÜBERGANG ZUM REISEFLUG

Häufig ist es so, dass man nicht sofort auf die endgültige Reiseflughöhe steigen kann, sondern zwischendurch ein Stück in einer niedrigeren Höhe fliegen muss. Grund dafür kann kreuzender Verkehr sein. Sie merken und hören das: Auf einmal fühlt es sich an, als würden Sie etwas leichter werden und vor allem nimmt das Triebwerksgeräusch ab – von der Steigleistung auf die (vorübergehende) Reiseflugleistung. Dieser Vorgang kann sich oft wiederholen, wenn aufgrund des Verkehrs immer nur treppenartig gestiegen werden kann. Da der Luftdruck mit zunehmender Höhe abnimmt, muss auch der Kabinendruck kontinuierlich nachgeregelt werden, damit die Druckdifferenz nicht zu groß wird. In Reiseflughöhe entspricht der Druck in der Kabine etwa dem eines Aufenthalts im Gebirge in 2000-3000 m Höhe. Die Luft an Bord ist aber nicht nur etwas dünner als am Boden, sondern auch trockener. Sie merken vielleicht, dass Mund und Haut trocken werden – dagegen hilft viel zu trinken, vorzugsweise Wasser!

REISEFLUG

Die Anschnallzeichen erlöschen (oft auch schon im Steigflug), der entsprechende Gong ertönt. Das Signal für die Flugbegleiter, dass nun mit dem Service begonnen werden kann. Sie dürfen die Toilette aufsuchen oder sich (nach dem Service) ein wenig die Beine vertreten. Auf Ihrem Platz bleiben Sie bitte angeschnallt sitzen, falls doch unerwartet Turbulenzen auftreten. Das dient Ihrer persönlichen Sicherheit – dem Flugzeug können Turbulenzen nichts anhaben. Kurven erleben Sie hauptsächlich durch Änderung des Lichts, das durch die Fenster eintritt, weniger durch körperliche Empfindung. Kurven werden nämlich mit einer maximalen Schräglage von nur 25-30° geflogen. Da Sie allerdings quer zur Flugrichtung aus dem Fenster schauen, wirkt die Schräglage wesentlich größer!

SINKFLUG

Der Sinkflug kündigt sich durch die Abnahme des Triebwerksgeräusches an. Würde die Leistung der Motoren nicht reduziert werden, so nähme die Geschwindigkeit zu. Besonders wirtschaftlich ist es, wenn die Triebwerke im Sinkflug im Leerlauf stehen. Sie sind dann nicht ausgeschaltet, verbrauchen aber nur minimalen Treibstoff (vergleichbar im Auto: Sie nehmen den Fuß vom Gaspedal, der Motor läuft aber noch). Was Sie nun hören, ist hauptsächlich das Geräusch des Fahrtwindes, dieser macht bis zu 70% des Lärmpegels in der Kabine aus. Das erneute Nachregeln des Kabinendrucks merken Sie häufig nicht, manchmal „gehen jedoch die Ohren zu“. Da hilft Schlucken, Trinken oder das Kauen von Kaugummis. Leiden Sie an einer Erkältung, so empfiehlt es sich besonders, vor und während der Reise abschwellendes Nasenspray zu verwenden. Wie im Steigflug, findet das Sinken – verkehrsbedingt - häufig treppenartig statt. Zwischendurch werden die Triebwerke dann wieder lauter, wenn das Flugzeug die Höhe halten muss und Sie werden wieder in den Sitz gepresst.

ANFLUG

An verkehrsreichen Flughäfen oder aufgrund der Wetterlage kommt es vor, dass kontrollierte Warteschleifen geflogen werden müssen. In diesen wird oft auch Höhe abgebaut. Umgekehrt kann es vorkommen, dass Lotsen eine Abkürzung ermöglichen. Um dann etwas schneller Geschwindigkeit und/oder Höhe abzubauen, lassen sich auf der Flügeloberseite Störklappen ausfahren. In der Kabine merken Sie dies anhand eines lauteren Geräuschs und am stärkeren Rütteln des Flugzeuges. Die Anschnallzeichen werden wieder eingeschaltet - der Hinweis, dass die Landung nicht mehr in weiter Ferne ist.

ENDANFLUG

Die Landeklappen werden schrittweise wieder ausgefahren. Sie können u.U. das surrende Motorgeräusch der Klappen hören, wenn Sie in der Nähe sitzen. Da das Flugzeug zur Landung langsamer fliegt, dienen die Klappen der Vergrößerung der Flügeloberfläche und somit des Auftriebs. In etwa 600 m über dem Boden wird das Fahrwerk ausgefahren und verriegelt. Sie hören das dumpfe, polternde Geräusch. Durch den höheren Luftwiderstand wird mehr Triebwerksleistung benötigt – es wird wieder lauter. Bei Airbus-Flugzeugen ertönt ein Gong, sobald die Räder ausgefahren sind und die „Exit“-Zeichen leuchten wieder. Je näher Sie dem Boden kommen, umso unruhiger kann die Luft werden. Die Bodenbeschaffenheit verwirbelt die Luft, was im Flugzeug zu spüren ist. An keiner Stelle lässt jedoch das Naturgesetz Auftrieb nach!

AUFSETZEN

Sanfte Landungen mögen aus Passagiersicht das Optimum darstellen, für die Piloten jedoch nicht immer. Vielmehr zählt dort die Länge der Bahn, deren Beschaffenheit, die Windverhältnisse etc. Eine deutlich spürbare Landung kann also durchaus beabsichtigt und sicher sein. Die Piloten sprechen dann vom „Positive Touchdown“ („Positives Aufsetzen“).

AUSROLLEN AUF DER LANDEBAHN

Nach dem Aufsetzen fahren die Störklappen („Speedbrakes“) auf der Flügeloberseite aus. Sie verringern den Auftrieb effektiv und sorgen für einen noch stärkeren Druck auf das Fahrwerk. Sitzen Sie am Triebwerk, können Sie u.U. sehen, wie es sich öffnet und ein Spalt sichtbar wird. Jetzt ist der Umkehrschub aktiviert, d.h. die angesaugte Luft wird nicht nach hinten ausgestoßen, sondern nach vorne umgelenkt. Dies kann im Leerlauf geschehen, oder auch mit Leistung, so dass die Motoren nochmal aufheulen. Das Flugzeug stößt sich gewissermaßen nach vorne ab – und unterstützt damit die höchst effektiven Radbremsen. Auch diese können Sie u.U. hören, am Ende eines kontinuierlichen Bremsvorgangs. Durch das Bremsen merken Sie Ihren Anschnallgurt deutlicher, es fühlt sich an, als würden Sie auf Ihrem Sitz nach vorne gezogen – im Gegensatz zum Start. Der Umkehrschub wird nachts, auf stadtnahen Flughäfen und bei großzügiger Bahnlänge meist nur im Leerlauf durchgeführt, das spart auch Sprit.

ROLLEN ZUR PARKPOSITION

Die Landeklappen werden wieder eingefahren, ebenso die Störklappen. Mitunter rollen Sie noch eine längere Zeit bis zur Parkposition und müssen vor dem Überqueren einer anderen Landebahn warten. Bleiben Sie bitte angeschnallt, bis die Zeichen erloschen sind. Die erwähnten Radbremsen sind so kräftig, dass ein kurzes Antippen der Piloten schon reicht, um das Flugzeug aus der Rollgeschwindgkeit zum Stehen zu bringen. Sie sind ja für den Abbremsvorgang aus hoher Geschwindigkeit konzipiert. Auch auf der Parkposition kann es noch dauern, bis die Verbindung zum Bodenstrom hergestellt ist. Erst dann werden die Triebwerke abgestellt und die Anschnallzeichen ausgeschaltet. Sollte das Hilfstriebwerk im Heck wieder zum Einsatz kommen, geht dies schneller. Sie hören die Ansage „All Doors in 'Park'“, was nichts anders heißt, als dass die Notrutschen an den Türen wieder deaktiviert werden.